Das Prinzip Waldgarten - In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen

Das Prinzip Waldgarten - In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen

von: Sandra Skala, Michael Skala

Löwenzahn Verlag, 2023

ISBN: 9783706629317 , 280 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 24,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Das Prinzip Waldgarten - In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen


 

WAS IST DENN EIGENTLICH EIN WALDGARTEN?


Manchmal braucht es einfach Mut. Mut, etwas Neues zu beginnen. Ganz egal, wie schwierig dir die Umstände auch erscheinen. Diese Lektion haben wir jedenfalls auf unserer ganz persönlichen Reise bisher gelernt und können dir fest versprechen: Du kannst noch heute damit anfangen, deinen eigenen Waldgarten zu gestalten.

Aber mal ganz von vorn: Was ist ein Waldgarten? Ganz einfach: Waldgärten – im Englischen auch als „Food Forest“ bekannt – sind eine hocheffiziente, hochproduktive und nachhaltige Art des Lebensmittelanbaus. Sie sind den Prinzipien eines natürlich gewachsenen Waldes nachempfunden. Du brauchst nicht mal ein großes Grundstück, um loszulegen. Dein ganz persönlicher Waldgarten kann schon direkt hinter deiner Balkontür beginnen. Genau deshalb werden Waldgärten auch zunehmend beliebter: Sie lassen selbst auf kleinstem Raum Fülle entstehen, ohne dabei die Natur zu schädigen oder auszubeuten.

WIE IST EIN WALD AUFGEBAUT?


Sehen wir uns einen natürlich wachsenden Wald einmal genauer an: Er besteht aus verschiedenen vertikalen Pflanzenschichten, und kein Fleckchen bleibt ungenutzt. Auf dem Boden finden wir Blätter, Torf, unterschiedliche Pilze, Moos und einige Bodendecker. In der Mitte, auf Brusthöhe, entdecken wir Büsche und Sträucher. Über unseren Köpfen thronen die Baumkronen, durchwachsen von Efeu. Der Aufbau in diese vertikalen Schichten macht eine unglaubliche Vielfalt möglich, die sich gegenseitig ergänzt und beflügelt. In einem Waldgarten legst du genau diese Schichten selbst an und gewinnst ein Stück Autarkie zurück – mit Lebensmitteln, die du magst und gern erntest. Indem du viele unterschiedliche Bäumen und Pflanzen auswählst, legst du ein Ökosystem an, das besser mit extremer Hitze und Kälteperioden zurechtkommt, eine Menge Wasser speichern und einen lebendigen Boden aufbauen kann. Das Beste daran: Je länger dein Waldgarten besteht, desto weniger Arbeit musst du hineinstecken – dank der Prozesse, die die Natur bis ins kleinste Detail selbst ausgetüftelt hat.

Einer deiner wichtigsten Begleiter im Waldgarten? Definitiv ein großer Erntekorb!

EIN GANZ NORMALER TAG IN DEINEM WALDGARTEN


Stell dir einfach mal vor, du gehst vor die Tür und betrittst einen Ort, an dem frisches Obst, reife Beeren, gesunde Pilze, dein eigenes Gemüse und duftende Kräuter nur darauf warten, von dir geerntet zu werden. Alles ist nach deinem individuellen Geschmack angelegt. Das kräftige Grün unterschiedlicher Fruchtbäume, die bunte Wildblumenwiese und das knackige Gemüse lassen deine Sinne schärfer werden. Die glänzenden Pflaumen, die dich noch vor Sonnenaufgang anlachen, sind bald erntereif. Oder? Du pflückst dir schnell eine Frucht zum Probieren. Langsam erwacht der Tag, um dich herum summt und zwitschert es schon.

Du beobachtest eine Biene, die gerade in den Kelch einer Blüte eintaucht, und im Hintergrund ertönt der Weckruf des Hahnes. Fürs Mittagessen gehst du mit einem noch leeren Korb durch deinen Waldgarten, der die besten Nahrungsmittel für dich sprießen lässt und dabei ganz nebenbei noch einen Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren schafft, Schatten und einen Platz zum Durchatmen spendet. Ganz nach Lust und Laune packst du frische, knackige und gesunde Lebensmittel in deinen Korb, und on top noch ein paar essbare Blüten – das Auge isst schließlich mit. Nach dem Mittagessen legst du eine Pause in der Hängematte am Teich ein und atmest einfach mal tief durch. Apropos Atmung …

WÄLDER: DIE BESTE FILTERANLAGE DER WELT


Komplett ungefiltert? Unter den Bäumen ist die Luft tatsächlich reiner, denn die Blätter und Nadeln stehen im ständigen Luftstrom und filtern große und kleine Schwebepartikel heraus. Einmal kurz entspannen, die Füße ins weiche Moos oder in den kühlen Bach stecken: Das Eintauchen in dieses Ökosystem senkt das Stresslevel, den Blutdruck, kurbelt das Immunsystem an oder lässt uns noch tiefer durchatmen.

WARUM TUT WALDBADEN SO GUT?


Forscher*innen haben mittlerweile bestätigt, dass wir bei jedem Schritt durch den Wald ein Konzentrat an sogenannten Terpenen einatmen. (Viele Quellen zum Weiterlesen findest du im Anhang auf S. 277.) Terpene sind Pflanzenstoffe, die von den Bäumen abstammen. Sie schwirren in der Luft und kommen von Baumstämmen, Blättern, Flechten und aus dem Boden. Schon ein kurzer Spaziergang im Grünen wirkt sich positiv auf den Körper aus.

Wäre es nicht grandios, wenn du dir dieses Feeling dauerhaft mit nach Hause nehmen könntest? Dir einen Ort schaffst, der dich aufleben lässt, in dem das ganze Jahr Gemüse, Obst, Kräuter, Pilze, Blumen in allen Farben und Formen wachsen, sich Tiere tummeln und du mit jedem Schritt spürst, dass es einfach richtig ist, so wie es ist?

Mit einem Waldgarten holst du dir das Prinzip des Waldes in deinen Garten oder sogar auf deinen Balkon. Es geht darum, ein von der Natur inspiriertes Ökosystem anzulegen – und das funktioniert auch, wenn nur wenig Platz ist.

WO LÄSST SICH EIN WALDGARTEN UMSETZEN, UND WAS BRINGT DAS?


Im Grunde genommen ist das überall dort möglich, wo es eine passende Fläche gibt – und Neugierde.

Diese Art von Permakultur-Nahrungsmittelsystem lässt sich in Gärten von jeder Größe integrieren und kann sich zu einem unglaublich lebendigen Ökosystem entwickeln.

Die einzige Voraussetzung ist gute Planung – wenn du Gemüse, Beeren, Nüsse, Bodendecker etc. richtig auswählst, ist ein erfolgreicher Waldgarten sogar auf dem Balkon möglich. Dahinter steckt die Idee, durch minimales Eingreifen mit der Natur zu arbeiten. Wenn du also Pflanzen auswählst, die natürlich zu deinem Standort und den klimatischen Bedingungen passen – und zu deinen kulinarischen Vorlieben –, kann ein gesunder Waldgarten extrem produktiv sein und dir große Ernten einbringen.

In deinem persönlichen Waldgarten kannst du nicht nur deine Hände in lebendige, krümelig-weiche Erde tauchen und üppige Ernten mit nach Hause nehmen. Er ist zusätzlich ein Platz zum Wohlfühlen – für dich, aber auch als Lebensraum für diverse Tiere und Kleinstlebewesen. Insekten übernehmen die Bestäubung, Frösche geben abends ein Quak-Konzert, Vögel halten unliebsamen krabbelnden Besuch fern, Igel machen es sich in herbstlichen Laubhaufen gemütlich …

Dein Waldgarten bietet dir die Gelegenheit, die Natur zu beobachten und von ihr zu lernen. Und: Er kann verbinden, denn Freund*innen und Bekannte kommen sicher gern mal vorbei. Vielleicht lassen sich ja auch die einen oder anderen Samen und Überschüsse miteinander teilen?

EINE KLEINE ZEITREISE DURCH DIE WALDGARTEN-WELT


So oder so ähnlich könnte er aussehen: dein eigener Waldgarten. Bist du bereit, loszulegen?

Und wer hat’s erfunden, die Sache mit den Waldgärten? Das dürften vor Tausenden von Jahren die Jäger*innen und Sammler*innen gewesen sein. Der Wald stellte uns Menschen schon damals Nahrung zur Verfügung, auch Holz war ein wichtiger Rohstoff. Als die Kontinente Afrika, Asien und Amerika kolonisiert wurden, wussten zum Beispiel viele der ersten Kolonist*innen und Anthropolog*innen nicht, dass sie sich mit Waldgärten befassten, die von Menschen geschaffen worden waren. Für die Kolonist*innen sah der Wald aus wie unberührter Urwald.

Heute wissen wir, dass diese frühen, einheimischen Gesellschaften nicht ziellos auf der Suche nach Nahrung umherirrten. Sie wussten ganz genau, welche Gebiete zu welcher Jahreszeit die begehrenswerten Früchte, Knollen und Heilpflanzen produzierten und legten dementsprechend ihre Wanderrouten fest. Während sie sich durch Wald- und Präriegebiete bewegten, förderten sie essbare Pflanzenarten, indem sie ihnen mehr Platz zum Wachsen verschafften und Beikraut entfernten – eine frühe Form der Waldgärtnerei.

Diese Art des Gärtnerns war nachhaltig und gleichzeitig nicht sehr arbeitsintensiv.

Dennoch hatten die gewünschten Pflanzen einen Vorteil gegenüber jenen, die für uns Menschen weniger geeignet waren. Mit anderen Worten, unsere Vorfahren haben schon früh angefangen, das System Wald, welches seit Millionen von Jahren perfekt funktioniert, zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das bestehende System wurde weder zerstört noch radikal verändert – es wurden nur einzelne Komponenten ausgetauscht.

Anders als in der modernen Landwirtschaft, wo extreme Abholzung, großflächige Monokulturen, Vergiftungen etc. leider an der Tagesordnung sind.

Dabei wird der Preis, den wir früher und später dafür zahlen müssen, immer offensichtlicher.

Waldgärten rund um die Welt zeigen uns, dass es auch anders geht. Geoff Lawton, ein Permakulturberater, -Designer und -Lehrer, fand etwa in Marokko einen 2000 Jahre alten Waldgarten. Heute bewirtschaften 800 Menschen diese Wüstenoase, die unter anderem Dattelpalmen, Bananen, Oliven, Feigen, Granatäpfel, Guaven, Zitrusfrüchte und Maulbeeren umfasst. In Vietnam wiederum entdeckte Lawton einen 300 Jahre alten Waldgarten, der seit 28 Generationen von derselben Familie bewirtschaftet wird.

Mit diesem alten...