Haltet den Datendieb! - Wer Ihre Daten will. Was er damit treibt. Wie Sie sich schützen.

Haltet den Datendieb! - Wer Ihre Daten will. Was er damit treibt. Wie Sie sich schützen.

von: Achim Barth

Gabal Verlag, 2023

ISBN: 9783967402643 , 224 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 22,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Haltet den Datendieb! - Wer Ihre Daten will. Was er damit treibt. Wie Sie sich schützen.


 

1. Einführung


Datenschutz schützt keine Daten, sondern Grundrechte von Menschen. Ihnen, liebe Leser, möchte ich mit diesem Werk vorstellen, welche Herausforderungen wir als mündige Bürger, also als Individuen, und im Kollektiv als Gesellschaft und Wirtschaftsnation in den kommenden Jahren aus meiner Sicht meistern müssen. Das ist der Blickwinkel eines Unternehmers, Datenschutzberaters, Familienvaters und Technikfreunds. Ich berichte aus den Erfahrungen und Erkenntnissen meiner beruflichen Praxis als Datenschutzbeauftragter für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. Als solcher übernehme ich in vielen Unternehmen in etwa die Rolle eines Betriebsprüfers vom Finanzamt. Sehr viele Vorstände oder Geschäftsführer teilen mir unmissverständlich mit, dass sie die gesamte Datenschutzthematik als weitere »Gängelei« neben zahlreichen anderen empfinden, die aus ihrer Sicht völlig nutzlos ist und sie als Unternehmer ausbremst, Kosten verursacht und keinen nennenswerten Mehrwert hat.

Der Schutz der Daten muss Chefsache werden – beim Staat, der Verwaltung und in den Unternehmen.

Grundsätzlich kann ich das verstehen. Ich habe in meinem eigenen Unternehmen dieselbe Rolle inne und weiß, für was ein Geschäftsführer alles geradestehen muss. Verstärkt wird diese Einstellung zum Datenschutz durch praxisfremde Beamte in den Aufsichtsbehörden der Bundesländer, die teilweise völlig an den Bedürfnissen der Betriebe vorbei Datenschutz verkomplizieren, teilweise sogar das Bemühen, DSGVO-konform zu arbeiten, konterkarieren. Wenn zum Beispiel Aussagen getätigt werden, dass sämtliche Dienste von US-Anbietern nicht mehr eingesetzt werden dürfen oder die Nutzung von Facebook oder Instagram im gewerblichen Kontext untersagt werden soll. Dabei sprechen die Aufsichtsbehörde nicht mit einer Stimme, sondern im chaotischen Chor.

Der Schutz der Daten muss Chefsache werden – beim Staat, der Verwaltung und in den Unternehmen. Dies begründe ich vor allem damit, dass Daten, insbesondere personenbezogene Daten, in der digitalisierten Welt eine herausragende Bedeutung haben. Man spricht auch davon, dass Daten die Währung im Informationszeitalter sind. Diese Aussage kann ich jetzt schon vollumfänglich unterschreiben und auch Sie werden dieser Aussage zustimmen, sobald Sie dieses Buch durchgelesen haben. Die Mitarbeiter und Kunden haben ein Recht darauf, dass mit ihren Daten korrekt umgegangen wird und dass Führungskräfte dafür Sorge tragen, dass Daten sicher gespeichert werden und von allen Beteiligten zweckgebunden und sicher verarbeitet werden.

Damit das auch bei allen Unternehmen funktioniert und umgesetzt wird, dafür gibt es den Datenschutz. Genauer, den Datenschutzbeauftragten und die Datenschutzgesetze. So wie Sie von Ihrer Hausbank erwarten, dass diese Ihr Geld sicher aufbewahrt und nicht verprasst, müssen alle Unternehmen, Vereine und Organisationen auch mit den personenbezogenen Daten umgehen, denn die sind zukünftig mindestens genauso viel Wert wie das Geld auf dem Konto. Ich behaupte sogar mehr. Denn wenn Ihr Geld gestohlen wurde, können Sie sich ein neues Vermögen aufbauen. Wenn aber Ihre Daten ungeschützt im Netz liegen, haben Sie bis ans Lebensende Pech.

Warum ist Privatsphäre so wichtig?


Vom ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden stammt der Satz: »Zu argumentieren, dass einem das Recht auf Privatsphäre nichts bedeute, weil man nichts zu verbergen hat, ist nicht anders, als zu sagen, freie Meinungsäußerung bedeute einem nichts, weil man nichts zu sagen hat.«

Die Privatsphäre ist ein Recht, das jedem von uns als Person zusteht und unser Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung untermauert. Der Verlust der Privatsphäre führt zum Verlust der Freiheit. Im internationalen Vergleich wird in Deutschland großen Wert auf den Schutz der Privatsphäre gelegt. Neue Technologien werden durch Verbraucher und Aktivisten kritisch betrachtet, teilweise fast schon bekämpft. Der Google-Konzern zum Beispiel hat gerade in Deutschland die lautesten Kritiker. Interessanterweise hat Google aber gerade hier in Deutschland den weltweit höchsten Marktanteil mit 84 Prozent in der Desktop-Suche und 97 Prozent in der mobilen Suche.

Es ist also eine hohe Sensibilität vorhanden, was die eigene Privatsphäre betrifft, gleichzeitig machen sich die meisten Personen aber nur wenig Gedanken darüber, was sie aktiv tun können, um diese in der digitalen Welt zu schützen. Oft gehörte Sätze von Politikern, aber auch von Bürgern selbst lauten: »Ich habe ja nichts zu verbergen« oder »Über mich gibt es nichts im Internet, was wichtig wäre«.

Keiner von uns würde eine intime Nachricht auf eine Postkarte schreiben und per Post versenden. Oder seinen Nachbarn immer mitteilen, wo er sich gerade befindet, wie lange und warum. Keiner würde auf die Idee kommen, jeden Einkauf von Lebensmitteln bei der eigenen Krankenkasse zu melden und jede sportliche Autofahrt bei der KFZ-Versicherung. Was für uns in der bekannten Offline-Welt ein völlig selbstverständliches und rationales Verhalten ist, um uns zu schützen, wird in der Online-Welt von den meisten ignoriert. Wir haben noch keine Antennen dafür entwickelt, welche Bedrohungen im Netz auf uns lauern. Stichwort »Neuland«.

Im Netz spricht niemand hinter vorgehaltener Hand über Sie oder verdreht die Augen, wenn Sie vorbeisurfen. Die »Nacktheit«, die Sie online produzieren, bemerken Sie nicht, denn im analogen, wirklichen Leben haben Sie Ihre Kleidung ja noch an. Sie merken es erst, wenn der digitale Lichtschalter angeht und Sie im Adamskostüm inmitten eines vollen Stadions sitzen und vom Publikum im besten Falle ausgelacht werden, im schlechtesten Falle mit Steinen beworfen werden. Aber dann ist es zu spät. Wenn Sie im Netz die Kontrollzügel über Ihre Privatsphäre aus der Hand gegeben haben, können Sie diese nie wieder einfangen.

Dazu kommt, dass die Akteure im Internet Sie genau kennen. Sie wissen, was Sie triggert, sie wissen um Ihre Ängste und sie wissen um Ihre Sehnsüchte. Mit diesem Wissen sind die Internetfirmen in der Lage, Sie subtil zu manipulieren. Was bedeutet, dass Sie keine freien Entscheidungen mehr treffen, sondern Handlungen begehen auf Basis von gesteuerten Mikromanipulationen. Carsten Könneker spricht in seinem Buch »Unsere digitale Zukunft. In welcher Welt wollen wir leben?« sogar vom digitalen Sklaven ohne Entscheidungsfreiheit, zu dem jeder Einzelne von uns mutiert, sobald die Manipulationstechnologien technisch weiter ausgereift sind.

Alles was digital gilt, gilt auch analog, also offline in der realen Welt.

Zukünftig wird sich das, was im Netz passiert, auch auf die analoge, bekannte Welt übertragen. Was im Netz passiert und bekannt ist, überträgt sich auf Ihr »normales« Leben. Wir gehen also erst in die digitale Transformation und dann von da wieder zurück in die analoge Transformation, was eben bedeutet, alles was digital gilt, gilt auch analog, also offline in der realen Welt.

In zahlreichen Gesprächen mit Zuhörern bei meinen Vorträgen, mit Geschäfts- oder Netzwerkpartnern oder im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass den Leuten die eigene Privatsphäre zwar durchaus wichtig ist. Allerdings, so scheint es mir, wird die Gefahr verdrängt und die Kosten erscheinen zu hoch, also die Einschränkungen, die man auf sich nehmen müsste, um die eigenen Daten zu schützen.

Ich dringe bei meinen Vorträgen zu wenig durch, wenn es um »WiPsow« geht, also um die Grunderkenntnis: Warum ist Privatsphäre so wichtig. Und warum muss ich meine Privatsphäre unbedingt schützen. Vielleicht erreiche ich Sie, liebe Leser, ja besser, wenn ich Ihnen von einem interessanten Zeitungsartikel berichte.

In der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) erschien am 17.09.2022 ein Artikel mit dem Titel »Das Ende der Anonymität«. Dabei werden die Auswirkungen eines Experiments mit der Software PimEyes beschrieben. Diese ist eine browserbasierte Software, auf der Nutzer ein beliebiges Bild hochladen können. Das Programm fungiert dann als Suchmaschine für Gesichter. Wenn ein Dritter ein Bild von Ihnen, etwa einen Screenshot, auf PimEyes hochlädt, erfasst die Software alle biometrischen Eigenheiten Ihres Gesichtes und notwendigen Parameter, um ähnliche oder gleiche Gesichter anzuzeigen. Natürlich bleibt es nicht nur bei den Gesichtern, sondern derjenige, der den Screenshot hochgeladen hat, erfährt auch den Fundort im Netz sowie noch zahlreiche weitere Informationen.

Bei dem Experiment der Neuen Züricher Zeitung wurde das Bild einer Klimademonstration 2019 in Zürich hochgeladen. Dabei handelte es sich um ein übliches Pressefoto einer Demonstration, gefilmt von oben. Auf dem Bild waren insgesamt 132 Gesichter erkennbar (also nicht verdeckt von Plakaten oder etwaigen Vermummungen). Zu 29 Personen hat die NZZ weitere Bilder im Internet gefunden und 16 Personen konnten die Redakteure mit Namen...