Ein unglaubliches Jahr

Ein unglaubliches Jahr

von: Martina Jutzi

neobooks Self-Publishing, 2022

ISBN: 9783754983959 , 382 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 9,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Ein unglaubliches Jahr


 

Kapitel 1






Martina Jutzi



Ein unglaubliches Jahr




Roman




Für alle die Schmetterlinge im Bauch genau so lieben wie ich





„Dass Du mir aber ja wieder nach Hause kommst“, sagte meine Kollegin Anna. Sie dachte, ich würde auf Sardinien jemanden kennenlernen und gleich dortbleiben.

„Natürlich komme ich wieder!“, beruhigte ich sie. „Ich würde Euch doch viel zu sehr vermissen.“

Ich umarmte sie, gab Maja zum Abschied drei Küsschen und dann ging ich nach Hause. Dort hatte ich noch einiges zu tun, Wie immer, hatte ich mit Kofferpacken gewartet bis zur letzten Sekunde. Naja, wenigstens durfte ich dieses Mal ein grosses Gepäckstück mitnehmen, dass erleichterte meine Entscheidungen, was ich einpacken sollte, sehr.

Ach, vielleicht sollte ich mich noch kurz vorstellen…

Hallo Welt, mein Name ist Marty und ich habe beschlossen, ein Buch über meine Liebesgeschichte zu schreiben. Denn ich finde, dass sie mindestens genauso gut ist, wie alle die ich bis jetzt gelesen habe.

Ich bin ein Mensch, der sich immer sehr schnell verliebt… eine Träumerin,… Obwohl, verlieben ist vielleicht ein bisschen übertrieben ausgedrückt, oft ist es einfach auch nur eine Schwärmerei… glaube ich. Ich hatte dieses Jahr eine verrückte Zeit durchlebt. Fangen wir doch von vorne an…


***

Ich war seit einem halben Jahr verheiratet und mein Mann Michael und ich hatten bereits eine Ehekrise. Wir machten kaum noch etwas miteinander, hatten überhaupt keine gemeinsamen Interessen mehr und Sex hatten wir schon so lange nicht mehr, dass ich mich gar nicht mehr ans letzte Mal erinnern konnte. Wir hatten bereits vor der Hochzeit ein ernstes Gespräch und irgendwie war es eine Zeit lang besser, aber trotzdem hatten wir uns immer mehr auseinandergelebt. Im Herbst nach der Hochzeit hatte ich im Urlaub jemanden kennengelernt und merkte, dass ich mich langsam verliebte. Irgendwann zog ich die Notbremse, entschied mich, dass ich meine langjährige Beziehung nicht so einfach wegwerfen wollte und meldete uns für eine Paartherapie an, auf Empfehlung hin von Jennys Mama. Jenny war meine beste Freundin seit wir Teenager waren und Ihre Familie war für mich auch ein bisschen meine Familie.

Als ich Michael von der Paartherapie erzählte, war er völlig überrascht. Er meinte, dies käme aus heiterem Himmel. Er willigte jedoch ein, die Therapie mit mir zu machen. Klar, mit etwas anderem hätte ich auch nicht gerechnet, er willigte immer bei allem ein, was ich tun wollte. Ich war diejenige, die alle Entscheidungen traf, die unser Leben organisierte und managte, und genau das war mein Problem. Ich wollte nicht die Mutter oder der Chef in unserer Beziehung sein. Ich wollte, dass wir beide gleich viel taten und zu unserem Leben beitrugen. Aber diese Diskussion hatten wir so oft und nie hatte sich etwas geändert. Als ich also Michael von der Therapie erzählte war Mitte Dezember und den Termin hatten wir aber erst Mitte Januar. Im Dezember traf ich mich dann nochmal mit Pascal, dem Typen, den ich im Urlaub kennen gelernt hatte. Wir gingen gemeinsam essen, Dart spielen, ins Kino und hatten einen richtig tollen Tag. Ich genoss es, auch wenn ich immer das schlechte Gefühl im Magen hatte… das Wissen, dass ich mich am Ende des Tages für immer von ihm verabschieden musste.

Wenn ich nach Hause musste, brachte Pascal mich jeweils bis zum Bahnhof und wartete dort mit mir auf den Zug. So auch dieses Mal wieder. Als der Zug einfuhr, musste ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und sagte ihm, dass wir uns nicht mehr treffen könnten. Dass es nicht fair sei, und dass ich meiner Beziehung mit Michael noch eine Chance geben wolle.

Meine Lippen bebten, ich musste mich so sehr anstrengen, nicht loszuheulen. Ihm fiel es ebenfalls schwer, das merkte ich.

„ich will das nicht…“, sagte er. „Ich will nicht für immer tschüss sagen.“

„Wir müssen aber.“

„Vergiss mich bitte nicht, okay?“

„Was? Niemals…!“

„Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben“.

Das war zu viel, die erste Träne rann über meine Wange.

„Nicht weinen!“, sagte er. „Man sieht sich immer zweimal im Leben…“

Wir umarmten uns und dann rannte ich in den Zug, ich konnte nicht länger bleiben. Kaum hatte ich den Zug betreten, brach ich zusammen. Die Tränen schossen aus meinen Augen und ich begann zu schluchzen. Ich wollte ihn nicht zurücklassen, aber ich wusste, dass es besser so war. Die ganze Heimfahrt weinte ich. Zu Hause sagte ich Michael, dass es mir nicht so gut gehe und ging direkt ins Bett. Keine Ahnung, ob er irgendwas gemerkt hatte oder nicht, er sagte ja nie was.

Die nächsten drei Tage waren die Hölle für mich. Sie wollten und wollten einfach nicht vergehen. Ich schaute ständig nach ob Pascal online war, hoffte etwas von ihm zu hören und konnte mich selbst kaum davon abhalten, mich bei ihm zu melden. Ständig passierte irgendetwas, dass ich ihm am liebsten mitgeteilt hätte, weil er die einzige Person war, die verstanden hätte, worum es ging.

Langsam nervte mich auch, dass auch er einfach zu machen schien, was ich wollte. Ich fing an mir einzubilden, dass es ihm viel einfacher fiel, von mir loszukommen, als ich von ihm. Wieso kämpfte er denn nicht um mich? Naja, das war wohl ziemlich doof von mir, so etwas zu erwarten, immerhin war ich verheiratet und Pascal wusste das. Natürlich war es am vernünftigsten so… Aber genau das, war mein Problem. Ich hatte keine Lust mehr, immer nur das Vernünftige zu machen. Mein ganzes Leben lang, hatte ich immer das Vernünftige gemacht.

Ich war mir inzwischen fast sicher, dass Michael und ich unsere Beziehung nicht mehr retten konnten. Wir lebten nebeneinander her, während ich fast draufging, weil ich jemand anderes so sehr vermisste.

Ich schrieb Jenny.



M*: Jenny, ich glaube irgendwie, das mit Michael kommt nicht mehr gut.

J*: Wieso, ist was passiert?

M*: Nein, ist nichts passiert… Aber… ich weiss auch nicht… Ich bin einfach nicht mehr glücklich :‘(

J*: Wir müssen wohl mal einen Kaffee zusammen trinken gehen oder telefonieren….

M*: Jaa… :‘(

J*: Das ist echt scheisse. Wenn Du nicht mehr glücklich bist, bringt das alles nichts. Besser Du beendest es :(

M*: Ja, einfach so nach 8 Jahren? Und was wenn das nur eine Phase ist?

J*: diese Phase geht jetzt schon seit 5 Monaten… Aber jetzt geht ihr ja zur Eheberatung, oder? Mal abwarten was dort passiert. Und dann noch die Flitterwochen… Ich glaube nachher wird es klar sein. Vielleicht geht es dann wieder besser, wenn ihr mal eine Weile Zeit miteinander verbracht habt… Und vielleicht bist Du ja jetzt auch nur wegen Pascal so down. Vielleicht geht das auch wieder vorbei…. Schwierig :(



Kurz darauf hatte ich wieder Krach mit Michael, weil er nie seinen Hintern hochkriegte und etwas im Haushalt machte. Eine Woche zuvor hatte ich ihn zum gefühlten millionsten Mal gebeten, ob er bitte staubsaugen könne. Das war eines seiner Ämtchen bei uns zu Hause. Ich bat ihn auch erneut, dies einfach einmal die Woche unaufgefordert zu machen. Ich hatte die Nase voll, es jedes Mal sagen zu müssen. Seine Antwort war „Ja“ und dann machte er es. Dann war aber wieder mehr als eine Woche vorbei und er hatte wieder nichts gemacht! Nicht mal als ich demonstrativ alles andere geputzt hatte kam ihm in den Sinn, etwas zu tun. Ich war so wütend! Klar, es klingt jetzt nach einer Kleinigkeit, aber es brachte das Fass zum Überlaufen. Wir befanden uns in einer so grossen Krise, dass wir sogar zur Paartherapie gehen wollten und er schaffte nicht mal diese kleine Aufgabe! Ich hatte den Kontakt zu Pascal abgebrochen, was mich fast kaputt machte, und er konnte nicht mal STAUBSAUGEN!!!



Schliesslich stand Silvester an und ich konnte mich nicht länger kontrollieren und schrieb Pascal eine Nachricht. Ich wollte mich wenigstens richtig von ihm verabschieden, da ich bei unserem letzten Treffen kaum Worte rausgebracht hatte. Ich hatte das Gefühl, so würde ich dann vielleicht wirklich richtig abschliessen können.



M*: Guten Morgen Schatz

Ich hoffe Du bist nicht schlecht gelaunt, auch wenn Morgen ist. Und ich hoffe auch, dass Du gut in Thailand angekommen bist, Deinen Urlaub geniesst und Du hübsche Geld-Herzchen für Deine Cousine gemacht hast =P

Ich wollte mich noch bei Dir bedanken, für die schöne Zeit, die ich mit dir verbringen durfte. Ich hatte es wirklich sehr genossen und Du fehlst mir jede Sekunde. Ich vermisse sogar, wie Du deine Knochen geknackst hast, auch wenn ich das hasste. Letzten Donnerstag ging ich mit zum Dartspielen und ich wollte die ganze Zeit nur dir schreiben, wenn ich gut war und wenn ich schlecht war.

Ich habe von Jenny noch Souveniers von ihren letzten Ferien bekommen… mit dabei war eine kleine Handcreme mit Mandeln drin, da musste ich schon wieder an dich denken. :‘(

Am Freitag zeigte mir mein Kollege Fotos vom leeren Platz, wo der Oscar Elch gewesen war. Sie haben ihn bereits abgeprotzt. Alles weg… :( genau so leer, wie der Platz jetzt ist, fühle ich mich auch ohne dich.

Gestern sind wir in der Nähe des Kinos durchgefahren, wo wir letztens waren.

Ja, jedenfalls…. Danke, dass ich bei Dir so sein durfte, wie ich bin :-*

Bitte versprich mir, dass Du auf dich aufpasst und Du immer so bleibst, wie Du bist, Du bist so ein guter Mensch! Ich habe dich sooo lieb bekommen in...